Translate

Samstag, 13. April 2013

Der Winter ist Modellbauers Bastelzeit, und um nicht zu viel Zeit zu investieren, baut kaum jemand noch seine Modelle von Grund auf selbst. Nun ja, bei diesem Winterprojekt hatte ich wohl den Aufwand unterschätzt.
Aber zum Anfang: Auf der Website von Hobbyking entdeckte ich vor Weihnachten einen ziemlich kleinen Hangflitzer, der  mir auf Anhieb gefiel, haben wir doch in der Nähe einen langen, kleinen Hang, die Kante einer ehemaligen Kohlegrube, zu dem das Modell gut zu passen schien.
Seltsam nur, daß es kaum Videos, Erfahrungsberichte oder weitere Infos zu diesem Modell gab.

 WRAITH, der Hanggleiter von Hobbyking

Wraith am Erstflugtag. Für die Schwerpunkteinstellung wurden Gewichte an die Rumpfnase bandagiert.

Einige Zeit später war das recht kleine Paket da, und der Zusammenbau konnte beginnen. Den Rumpf in die Hand genommen - wo, bitte schön, sollen denn hier Servos, Empfänger, Akku und Schalter hin? Da passen definitiv nur 3g-Servos und passendes Zubehör sauber rein - nur paßt das nicht zu unserem ruppigen Hang, den steinigen "Landezonen" und der nötigen Landung mit höherer Geschwindigkeit auf kleiner Fläche. Nach jeder harten Landung die Servos tauschen kam nicht in Frage, also wie bekomme ich wenigstens 9g-Servos unter. Und wie soll da der Empfänger noch hinein, Akkus auch noch!
Zwei Grübelabende später mit unendlichen "Anproben" der verschiedensten Komponenten kam folgender Einbau zur Ausführung: 4 AAA-size Eneloop-Akkus als lose verbundene Konstruktion (mechanisch 2x 2 hinter-/nebeneinander) kamen in die Rumpfspitze, dahinter 2 nacheinander angeordnete 9g-Servos. Der Empfänger paßte nicht unter die Tragfläche in den Rumpf (ebensowenig wie die Servos), also kam er in die Tragfläche direkt neben die mittigen Verbindungsrippen (Loch in Beplankung, den Balsa-Ausschnitt mit Sekundenkleber gehärtet, Empfänger rein, Folie drüber.

Erstes schneefreies Wochenende 2013 - 3 Leute und die zugehörigen Modelle am Hang

Die originalen Bowdenzüge mit eingezogenem Stahldraht hatten reichlich Spiel und klebten beim Bewegen merklich, also erfolgte gleich der Austausch gegen besseres Material.
Der Rumpf ist sauber gefertigt und verklebt, das war aber bei den Flügel-Befestigungsmuttern nicht so, welche schlampig und schräg eingeklebt wurden (Gewinde teilweise voll Harz). Die Tragflächenhälften (gleiche Paar-Nummer) waren ebenfalls sauber aufgebaut und bebügelt, nur bei der Materialauswahl wurde nicht auf gleiches Gewicht geachtet, satte 12g Unterschied bei diesen 60cm Flügelchen waren die Folge - das muß leider durch Gewicht in der leichten Fläche wieder ausgeglichen werden. Die Querruderservos habe ich wieder etwas stabiler ausgelegt, dadurch drückt es die Folie auf der Tragflächenoberseite etwas hoch, was mich persönlich aber weniger stört als laufend defekte Rudermaschinen. Die beigefügten Servo-Abdeckbrettchen paßten nur 2mm an jeder Seite über den vorgesehenen Ausschnitt, da hab ich etwas breitere Brettchen gefertigt.
Beim Leitwerk aus Balsa-Vollmaterial gab es nichts zu bemängeln.
Vor dem Erstflug sollte der Schwerpunkt halbwegs genau eingestellt sein. Die angegebenen 230mm von der Rumpfspitze (boah, eine tolle Angabe) liegen bei <25% der Profiltiefe der Wurzelrippe, viel zu kopflastig nach meiner Meinung, noch dazu bei einem Modell mit gerader Endleiste! Nach den ersten Flügen bin ich nun bis 67mm von der Nasenleiste zurückgegangen (~42% der Profiltiefe). Das erscheint viel, aber durch die Flächenpfeilung relativiert es sich.
Da die Rumpfspitze schon fast vollständig mit den Akkus ausgefüllt war, funktionierte die bewährte Methode mit Blei-Luftgewehrkugeln nicht, und ich mußte außen Trimmgewichte ankleben. Mit 19g ermitteltem Zusatzgewicht kann ich jetzt ein passendes Stück Blei gießen.

Der Erstflug:
Ein Freund gab bei ca. 9m/s Wind das Modell am Hand mit einem kräftigen Schubser frei, nach ein paar "Haken" lag es mit ein wenig Trimmung hoch ruhig in der Luft. Wie oft waren die Ruderausschläge zu groß eingestellt, mit 55% Expo auf Quer und 45% auf Höhe flog der Kleine aber dann wie auf Schienen. Er mag eine relativ hohe Grundgeschwindigkeit, die 408g Abfluggewicht mit Standard-Fernsteuerkomponenten lassen flottes Fliegen mit einer ausgezeichneten Wendigkeit zu. Nach etwas Andrücken kamen die ersten Rollen sehr flott, auch der Rückenflug ist mit leichtem Tiefenruder gut steuerbar. Zur Landung die Querruder steil nach oben - etwas Tiefe zumischen ist erforderlich.
Erstes Fazit: bei kräftigem Wind ein quirliger fast "Hutablagen"-tauglicher Flitzer für die Flüge ab 2m über der Hangkante.